Ausbildungszentrum Braunau GmbH
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Hübl Christoph

25 Jahre ABZ Braunau - 25 besondere Karrieren

Herr Hübl, warum haben Sie sich für eine Lehre entschieden?

Ich habe mich schon immer sehr für handwerkliche Aufgaben interessiert. Vieles habe ich als Kind bei meinem Vater gesehen. Ich war aber zu schüchtern – oder besser gesagt – zu übervorsichtig, alleine Dinge auszuprobieren. Ich traute es mir nicht zu, zum Beispiel an einem Moped herumzuschrauben. Das lag aber auch daran, dass ich schlicht und einfach keine Ahnung davon hatte und das Umfeld nicht gegeben war, mehr daraus zu machen. Mit 16 Jahren wollte ich dann das klassische Schulsystem von damals hinter mir lassen und habe mich auch auf Rat meines Vaters für eine Lehre als Maschinenbautechniker entschieden. Das war übrigens die beste Entscheidung für meinen weiteren beruflichen Werdegang.

 

Wir sind neugierig! Wie war Ihre Lehrzeit?

Meine Zeit als Lehrling war äußerst lehrreich und ich erhielt eine enorm hochwertige Ausbildung. Das habe ich dem international agierenden Industriekonzern AMAG am Standort Ranshofen und seiner Zusammenarbeit mit dem Ausbildungszentrum Braunau zu verdanken. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die Zeit zurück, als meine berufliche Karriere bei AMAG und dem ABZ startete. So viele junge, begeisterte, gleichgesinnte und auch erfahrene Menschen an einem Ort anzutreffen, das motiviert ungemein. Anders als in der Schule lernte ich zusammen mit meinen neuen Kollegen und Vorgesetzten tagein, tagaus, wie man sich neue Ziele setzt, sich Herausforderungen bewusst stellt und gemeinsam erfolgreich meistert. Natürlich gibt es auch Regentage, an denen nicht alles schön ist. In Phasen, in denen es nicht so rund lief oder weniger spannend war, lernt man aber ebenfalls viel fürs Leben. Durch die Vorbereitungsmodule im ABZ waren die Aufgaben während der Berufsschulzeit sowohl theoretisch wie auch praktisch ein Klacks. Als Lehrling bei AMAG genossen wir hohes Ansehen. Lehrlinge anderer Unternehmen, die nicht in den Genuss einer so qualitätsvollen Ausbildung kommen konnten, schauten uns beinahe neidisch nach. Wir konnten unseren Kollegen bei den jeweiligen Hausaufgaben helfen. Das motivierte mich ebenfalls sehr und gab mir das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Das spiegelte sich auch bei den Lernerfolgen und Ergebnissen der Abschlussprüfungen während der gesamten Lehrzeit wider.

 

Wenn Sie an Ihre Zeit im ABZ Braunau zurückdenken, woran erinnern Sie sich besonders gerne?

Die Zeit im ABZ war immer wie Urlaub für mich. Bitte nicht falsch verstehen! Das soll nicht heißen, dass ich nichts zu tun hatte, sondern dass ich es genossen habe, alle meine Kollegen wieder zu treffen, und wir uns gemeinsam aufs nächste Level der Lehrausbildung vorbereiteten. Wir lernen neue Tätigkeiten, sammelten gemeinsam Erfahrungen und hatten dabei auch noch jede Menge Spaß mit den Ausbildern.

Es waren so viele schöne Momente in jeder einzelnen Abteilung, da fällt es mir schwer, auf eines der vielen besonderen Ereignisse einzugehen. Ganz besonders stolz war ich aber zum Beispiel auf die Konstruktion der Dampfmaschine, die nach Fertigstellung gemeinsam auf Schnelligkeit und Dauer geprüft und bewertet wurde. Die beiden ex aequo Gewinner, Philipp Wansch und ich, wurden anschließend in einem Zeitungsbericht erwähnt. Für meine weitere berufliche Karriere hat mir die Zerspanungsabteilung einen großen Vorteil verschafft. Hier wurde mir von den damaligen Ausbildungsleitern Dieter Geisberger (heute Geschäftsführer) und Martin Weiss das manuelle und CNC-Drehen und Fräsen beigebracht. Ich lernte, was eine CAM-Programmierung (Computer Aided Manufacturing) ist und wie man mit Konstruktionsprogrammen umgeht. Faszinierende Projekte wie die Herstellung eines Pneumatikmotors, eines Flaschenöffners oder eines Aluminiumaschenbechers mit eigener Gravur werden mir immer in Erinnerung bleiben.

 

Bitte erzählen Sie uns kurz von Ihrem Werdegang. Wie ging es nach der Lehre weiter? Wo stehen Sie jetzt beruflich?

Nach der erfolgreich abgelegten Lehrabschlussprüfung war ich noch genau eineinhalb Jahre bei AMAG in der Instandhaltung beschäftigt. So schön die Zeit und so vielfältig und herausfordern die Tätigkeiten auch waren, Ende 2014 habe ich beschlossen, auf Reisen zu gehen, und entschied mich für ein „Work and Travel“-Jahr in Neuseeland. Ich erwarb dort viele weitere Kompetenzen, die ich heute nicht missen möchte. Ich probierte mich am dortigen Arbeitsmarkt gleich in der Zerspanung aus. Scheiterte aber nach den ersten zwei Wochen kläglich, da ich mit der Sprache und den alten Maschinen nicht vertraut war und meine Stärken in der Instandhaltung lagen. Danach versuchte ich mich an Möbeltransporten und Montagen beim Kunden vor Ort und kümmerte mich später in einer Milchpulverfabrik um den Wareneingang und die innerbetrieblichen Transporte. Nach dieser „Auszeit“ verschlug es mich wieder zurück in die Heimat nach Österreich. Wieder retour versuchte ich, mein Können bei einer Montagefirma unter Beweis zu stellen, um noch einmal einer anderen Tätigkeit als der gelernten nachzugehen. Mein Herz schlug zu dem Zeitpunkt bereits wieder für den Maschinenbau und ich wollte unbedingt den Werkmeister in Angriff nehmen. Gesagt, getan! Ich verließ nach ein paar Monaten die Montagefirma, startete die Weiterbildung zum Werkmeister Maschinenbau-Betriebstechnik am BFI Braunau und trat bei der Firma Unterfurtner GmbH in St. Peter am Hart als CNC- Programmierer ein. Während der Absolvierung der Werkmeisterschule haben sich meine Aufgabengebiete in der Firma laufend geändert, bis mir zuletzt die Leitung der CAM-Programmierung zugeteilt wurde und ich in der Arbeitsvorbereitung tätig war. Da ich immer mehr mit kaufmännischen Themen konfrontiert war und im wirtschaftlichen Sektor noch viel Lernpotenzial gesehen habe, änderten sich über die Jahre auch meine Interessen dahingehend. Letztes Jahr (2019) wagte ich noch einen nächsten Schritt auf der Karriereleiter und begann mein Bachelorstudium der Wirtschaftspsychologie. Dieses semivirtuelle Studium ermöglicht es mir, nebenbei einer Teilzeitarbeit nachzugehen. Aktuell bin ich selbstständiger Handelspartner bei der Firma Vorwerk und lerne mit der neuen Situation, sein eigener Chef zu sein, umzugehen.

 

Was konnten Sie aus der Lehrzeit für die weitere berufliche Laufbahn mitnehmen?

Den Drang zur Veränderung sieht man an meinem Werdegang und den damit verbundenen Jobwechseln. Das zeigt, dass ich laufend versuche, meiner aktuellen Leidenschaft nachzugehen. Ich denke nicht, dass es ohne Lehrabschlusszeugnis so „einfach“ wäre, einen gut bezahlten Job zu finden. Wir haben das Glück, dass österreichische Auszeichnungen und Abschlüsse weltweit einen sehr hohen Stellenwert haben und viel Anerkennung finden. Das ist ein weiterer guter Grund, eine Lehre zu machen. Ich habe gelernt, mir Herausforderungen zu suchen und sie immer wieder aufs Neue zu bewältigen. Die Tatsache, einen Lehrberuf erlernt zu haben, gibt mir eine gewisse Sicherheit – er ist mein Ass im Ärmel –, wenn all meine Versuche, mehr aus meinem Beruf zu machen, scheitern sollten.

 

Was empfehlen Sie Jugendlichen, die darüber nachdenken, eine Lehre zu beginnen?

Machen! Einfach machen! In der heutigen Zeit, so finde ich, ist es wahnsinnig wichtig, eine solide praktische Basis zu schaffen, auf die man im Laufe seiner Karriere immer wieder zurückgreifen kann. Sollte etwas nicht so laufen wie gewünscht, hat man ein Back-up. Ganz egal, ob das im wirtschaftlichen, technischen, sozialen oder künstlerischen Sektor ist, „was man hat, das hat man“. Das haben mir meine Eltern immer vermittelt. Und sie hatten recht. Es gibt so viele tolle Wege, auch den Beruf mit Aus- und Weiterbildungen zu vereinbaren, wenn der Wunsch nach mehr da ist. Während der Schulzeit fand ich absolut keine Motivation mehr, den Weg bis zur Matura weiterzugehen. Aber kaum war das erste Lehrjahr vorbei – die Möglichkeit der Lehre mit Matura war ganz neu –, war ich ganz plötzlich Feuer und Flamme, dieses Angebot anzunehmen. Die Türen zum Erfolg stehen immer offen. Rückblickend bin ich überaus glücklich meinen Weg so gegangen zu sein. Denn alles, was ich nach der Lehrzeit in Anspruch genommen habe, war und ist ein Bonus und eine stetige Optimierung der Karriereleiter. Ohne die Lehre wäre ich nicht da, wo ich jetzt stehe. Deshalb kann ich es Jugendlichen nur nahelegen, diesem Weg eine Chance zu geben.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Meine Zukunftspläne für die nächsten fünf Jahre sind einerseits noch nicht klar formuliert und andererseits stehen sie doch schon fest. Die Entscheidung, das Studium in Angriff zu nehmen, ist auf jeden Fall mit dem Ziel verbunden, danach in die Unternehmensberatung zu gehen, Coachings und Seminare anzubieten; kurzum selbstständig zu sein. Mit jedem Tag komme ich diesem Ziel auch immer näher.

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch herzlich dafür bedanken, dass mich Herr Geisberger gefragt hat, ob ich mich am Projekt: „I håb wås g’lernt!“ beteiligen möchte. Und auch für die wundervolle Zeit im Ausbildungszentrum Braunau und dafür, dass der Kontakt bis heute noch aufrecht ist, um sich bei Gelegenheit über Neuigkeiten auszutauschen.